Die Grundpfeiler der Yogaphilosophie: Niyamas, Teil 2

2. Teil Yoga philosophie niyamas, das verhalten uns selbst gegenüber

Im 1. Teil der Yoga Philosophie haben wir uns mit der 1. Stufe des 8-gliedrigen Pfades nach Patanjali beschäftigt, den Yamas, welches das Verhalten anderen gegenüber beleuchtet. Die nächste Stufe, Niyamas erklärt das Verhalten sich Selbst gegenüber. Unser Körper und unser Geist sind die Vehikel die uns durch das Leben tragen. Die Niyamas geben uns dazu einen Leitfaden diese gesund, vital und rein zu halten.

Die 5 NIYAMAS:

Sauca - äußere und innere Reinheit

Sauca bezieht sich auf Reinheit oder Sauberkeit auf verschiedenen Ebenen, sowohl körperlich als auch geistig. Auf der körperlichen Ebene bedeutet das, unseren Körper sauber und gesund zu halten. Das beinhaltet regelmäßige Körperhygiene, wie das Waschen der Hände, die Reinigung der Zähne und das Duschen. Durch diese Praktiken halten wir unseren Körper frei von Schmutz und Bakterien, was zu einer besseren Gesundheit und einem angenehmen Körpergefühl führt.

Darüber hinaus beinhaltet Sauca auch die Pflege unserer Ernährung. Wir sollten uns bewusst ernähren, indem wir nahrhafte Lebensmittel wählen und uns von Substanzen wie Alkohol, Nikotin oder ungesundem Junk-Food fernhalten. Durch eine ausgewogene Ernährung halten wir unseren Körper gesund und reinigen ihn von innen heraus.

Auf der geistigen Ebene bezieht sich Sauca darauf, unseren Geist von negativen Gedanken, Mustern und Gewohnheiten zu reinigen. Wir sollten bewusst darauf achten, welche Art von Gedanken wir zulassen und welche Art von Informationen wir aufnehmen. Indem wir unsere Gedanken beobachten und negative Muster erkennen, können wir uns von ihnen lösen und unseren Geist klären.

Übung im Alltag: 

Starte deinen Tag mit Dynacharia, den morgendlichen Reinigungspraktiken des Ayurveda. Nimm dir Zeit dich regelmassig zu Ölen und für eine Selbstmassage. Atemübungen helfen den Geist zu klären und damit du deine Gedanken besser wahrnehmen kannst.


Santosha - Bescheidenheit,Genügsamkeit

Santosha bezieht sich darauf, mit dem zufrieden zu sein, was wir haben, und unsere gegenwärtige Situation anzunehmen, ohne nach äußeren Umständen oder materiellem Besitz zu streben. Es geht darum, einen Zustand innerer Ausgeglichenheit zu erreichen und Dankbarkeit für das Hier und Jetzt zu empfinden.

Die Praxis von Santosha lehrt uns, dass echtes Glück nicht von äußeren Bedingungen oder materiellen Besitztümern abhängt, sondern von unserer inneren Einstellung und unserer Fähigkeit, das Positive im Leben zu erkennen. Es geht darum, den gegenwärtigen Moment vollständig anzunehmen und die Schönheit und Fülle darin zu erkennen, unabhängig von äußeren Umständen.

Das bedeutet nicht, dass wir unsere Ziele oder Wünsche aufgeben sollten. Es geht vielmehr darum, den gegenwärtigen Moment zu schätzen und mit einer positiven Einstellung und einem offenen Herzen nach unseren Zielen zu streben. Santosha lehrt uns, dass wir uns nicht ständig nach mehr sehnen müssen, um glücklich zu sein, sondern dass wir den gegenwärtigen Moment als vollkommen akzeptieren können.

Übung für den Alltag:

Die Praxis von Santosha kann verschiedene Formen annehmen. Es beinhaltet Dankbarkeitsübungen, bei denen wir bewusst unsere Aufmerksamkeit auf die Dinge lenken, für die wir dankbar sind. Beachte einmal deine ersten Gedanken beim Aufwachen. Bist du gleich am Denken, was du alles zu erledigen hast, oder was am Vortag geschehen ist? Nimm ein paar tiefe Atemzüge und sei dankbar dafür, dass dein Atem noch fliesst. Für das Bett in dem du liegst und das Dach über deinen Kopf. Oder sprich einfach ein Danke aus und Lächle. Diese kleine, tägliche Ritual kann deinen ganzen Tag zum Positiven beeinflussen.

Tapas - Selbstbeschränkung, Disziplin

Tapas kann am besten mit "disziplinierte Anstrengung" oder "innere Hitze" übersetzt werden. Tapas bezieht sich darauf, dass wir eine entschlossene Disziplin und eine innere Entschlossenheit entwickeln, um unser volles Potenzial zu entfalten und unsere spirituelle Praxis zu vertiefen. Es geht darum, den inneren Funken des Feuers zu entfachen und den Willen zu haben, Hindernisse zu überwinden und persönliches Wachstum zu erreichen.

Übung im Alltag:

Es erfordert ein gewissen Mass an Disziplin, Ausdauer und Hingabe jeden Tag aufzustehen, unseren Körper zu reinigen und auf die Yoga Matte zu gehen. Es geht darum fokussiert und konsequent an unseren Zielen zu arbeiten, sei es auf der Yogamatte oder in unserem täglichen Leben. Durch diese beharrliche Anstrengung entwickeln wir innere Stärke, Selbstdisziplin und Willenskraft.

Tapas kann in vielen verschiedenen Aspekten unseres Lebens praktiziert werden. Auf der Yogamatte kann es bedeuten, regelmäßig zu üben und uns herausfordernden Asanas zu stellen, auch wenn es unbequem oder schwierig wird. Es geht darum, unsere Grenzen zu erkunden und uns über sie hinauszuentwickeln.

Außerhalb der Yogamatte kann Tapas bedeuten, unsere Gewohnheiten zu überprüfen und bewusste Entscheidungen zu treffen, die unserem Wachstum dienen. Es kann bedeuten, diszipliniert an unseren Zielen zu arbeiten, sei es beruflich, persönlich oder spirituell. Tapas ermutigt uns, aus unserer Komfortzone auszubrechen und uns den Herausforderungen des Lebens zu stellen.

Die Praxis von Tapas ist nicht darauf ausgerichtet, uns selbst zu quälen oder zu überfordern, sondern vielmehr, unsere innere Kraft zu entfachen und unser volles Potenzial zu entfalten.

Svadhyaya - Studium und Selbststudium

Svadhyaya kann am besten mit "Selbststudium" oder "Selbstreflexion" übersetzt werden. Svadhyaya bezieht sich darauf, dass wir uns selbst erforschen, unser eigenes Verhalten, unsere Gedanken und Emotionen beobachten und verstehen. Es ist eine Praxis des tiefen Selbststudiums, um unser inneres Wesen und unsere wahre Natur zu erkennen. Durch Svadhyaya entwickeln wir ein tiefes Verständnis von uns selbst und unserer Beziehung zur Welt. Es hilft uns, bewusstere Entscheidungen zu treffen, unsere Stärken und Schwächen zu erkennen und uns auf unserem spirituellen Weg zu entwickeln.

Die Praxis von Svadhyaya lädt uns ein, achtsam und bewusst zu sein, während wir unser Leben erforschen. Es geht darum, sich selbst ohne Urteil zu betrachten und offen für Selbsterkenntnis zu sein. Durch Svadhyaya lernen wir, uns von den Schleier der Illusion zu befreien und uns mit unserem wahren Selbst zu verbinden.

Übung für im Alltag:

Svadhyaya kann auf verschiedene Weisen praktiziert werden. Eine Möglichkeit besteht darin, regelmäßig Tagebuch zu schreiben, um unsere Gedanken und Gefühle festzuhalten und sie zu reflektieren. Durch das Schreiben können wir Muster erkennen, tiefer in uns selbst eintauchen und uns besser verstehen.

Eine weitere Möglichkeit von Svadhyaya besteht darin, heilige Schriften oder philosophische Texte zu studieren. Durch das Lesen und Nachdenken über spirituelle Texte erhalten wir Einsichten und Inspirationen, die uns bei unserem eigenen Wachstum unterstützen können. Wir können auch Zitate oder Mantras rezitieren, die uns auf unserem spirituellen Weg führen.

Svadhyaya beinhaltet auch die Auseinandersetzung mit unseren Handlungen und Beziehungen. Wir sollten unsere Beziehungen zu anderen Menschen beobachten und verstehen, wie wir mit ihnen interagieren und wie wir uns dabei fühlen. Es geht darum, uns bewusst zu machen, wie unsere Handlungen und Worte andere beeinflussen und wie wir uns selbst in Beziehungen entwickeln können.

Isvara pranidhana - Hingabe an die höhere Macht der Schöpfung

Isvara Pranidhana bezieht sich darauf, dass wir uns dem Göttlichen oder dem Höheren Selbst hingeben und unser Handeln dem Göttlichen überlassen. Es ist eine Praxis der Demut, des Vertrauens und der Hingabe an eine höhere Kraft, die größer ist als wir selbst.

Die Praxis von Isvara Pranidhana lädt uns ein, das Ego loszulassen und uns mit der göttlichen Essenz in uns zu verbinden. Es geht darum, unser Handeln nicht aus dem Wunsch nach Kontrolle oder persönlichem Gewinn zu lenken, sondern es dem Göttlichen zu übergeben und uns von einer höheren Weisheit leiten zu lassen.

Übung im Alltag: 

Eine Möglichkeit besteht darin, regelmäßig Meditation oder Gebet in unsere Praxis zu integrieren. Durch die Stille der Meditation oder die Verbindung mit dem Göttlichen durch Gebet können wir uns mit der Transzendenz verbinden und uns der universellen Führung öffnen.

Eine weitere Möglichkeit von Isvara Pranidhana wäre, unser Handeln dem Wohl des Ganzen zu widmen. Unsere Talente und Fähigkeiten in den Dienst anderer Menschen und des größeren Ganzen zu stellen. Indem wir unser Handeln dem Göttlichen übergeben, können wir einen positiven Einfluss auf unsere Mitmenschen und die Welt um uns herum ausüben.

Isvara Pranidhana beinhaltet auch die Praxis der Hingabe und des Vertrauens. Es geht darum, dass wir uns von unserer begrenzten Vorstellung von Kontrolle und Selbstidentifikation lösen und uns dem Fluss des Lebens hingeben. Es bedeutet, dass wir uns auf eine höhere Macht verlassen und Vertrauen in den göttlichen Plan haben, selbst wenn wir nicht immer alles verstehen oder kontrollieren können.

Fazit:

Die Niyamas erinnern uns daran, dass Yoga nicht nur auf der Yogamatte stattfindet, sondern auch in unserem täglichen Leben. Indem wir diese ethischen Prinzipien in unsere Praxis integrieren, können wir eine tiefere Verbindung zu uns selbst und zur Welt um uns herum aufbauen und ein erfüllteres und bedeutungsvolleres Leben führen.

Namaste und Danke fürs Lesen.
Romana